Pferde in der freien Natur während eines Ausritts oder Spaziergangs fressen zu lassen, bringt viele Vorteile für ihre Gesundheit und stärkt zugleich die Bindung zwischen Pferd und Mensch. Statt das Futter nur auf Weidegras oder den Stall zu beschränken, bereichert das gezielte, freie Fressen an dafür geeigneten Plätzen die Lebensqualität des Pferdes. An Orten mit vielfältiger Pflanzenwelt und natürlichen, unberührten Böden, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, erleben Pferde Abwechslung und eine Umgebung, die ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht. Hier eine Übersicht der Vorteile, die das Fressen in der Natur – also Gräser, Kräuter, Äste, Blätter und Zweige – für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde sowie für die Pferd-Mensch-Beziehung mit sich bringt.
1. Stärkung der Pferd-Mensch-Beziehung
Die Verbindung von Bewegung und Fresspausen ähnelt der natürlichen Lebensweise von Pferden in der Wildnis, die gemeinsam als Herde von einer Futterstelle zur nächsten ziehen. Das Pferd lernt so, dass es sich lohnt, dir zu folgen und mit dir unterwegs zu sein, was die Grundlage für eine vertrauensvolle und kooperative Beziehung ist.

Während das Pferd grast, kannst du die Rolle des „Wächters“ übernehmen, indem du aufmerksam die Umgebung im Blick behältst und durch eine entspannte Körperhaltung Ruhe vermittelst. In freier Natur übernehmen Pferde diese Rolle füreinander in der Herde, wobei ein Tier „Wache“ hält, während andere fressen. Indem du deinem Pferd signalisierst, dass es sich sicher fühlen kann, schaffst du eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Diese gemeinsamen „Fressrituale“ schaffen eine Routine, auf die sich dein Pferd freut und die emotionale Ausgeglichenheit fördert. Gerade wenn dein Pferd bereits durch Haltungsbedingungen gestresst ist, kann das regelmäßige, lange Fressen im Freien als bewusster Teil des Alltags eine wohltuende Auszeit bieten.
Durch das Respektieren der natürlichen Bedürfnisse baust du eine Grundlage für eine langfristige und respektvolle Beziehung auf. Ein Pferd, das weiß, dass seine Bedürfnisse bei dir berücksichtigt werden, wird tendenziell mehr Vertrauen entwickeln und offener für die Zusammenarbeit sein. Es erkennt, dass du ihm die Freiheit gibst, seine Grundbedürfnisse nach Bewegung und Futter zu erfüllen, was zu einer intensiveren Bindung führen kann. Das „Fressenlassen unterwegs“ fördert nicht nur die Gesundheit, sondern motiviert dein Pferd auch, gerne und freiwillig mit dir unterwegs zu sein.
2. Vielfältige gesundheitliche Vorteile für das Pferd
Mikroorganismen und Bodenqualität: Naturbelassene Böden, die nicht durch intensive Landwirtschaft beeinträchtigt wurden, sind reich an Mikroorganismen, die das Pflanzenwachstum fördern und die Bodenstruktur stabilisieren. Studien zeigen, dass solche Böden eine höhere Biodiversität aufweisen, was sich positiv auf die Gesundheit der Tiere auswirken kann, die auf diesen Flächen fressen.
Natürliche Nährstoffvielfalt: Neben Gras enthält die Vegetation in naturbelassenen Gebieten auch Blätter, Äste und Rinde, die wertvolle Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe liefern, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Diese sind oft nicht im regulären Pferdefutter oder Gras alleine enthalten.
Selbstreguliertes Selektieren: Pferde haben die Möglichkeit, instinktiv die Pflanzen zu wählen, die ihrem aktuellen Bedarf entsprechen – sei es Gras, bestimmte Kräuter, Blätter oder Rindenstücke.
Natürliche Futtermittel wie frisches Gras, Kräuter und Zweige haben oft eine höhere Feuchtigkeit und variierende Faserstruktur im Vergleich zu Heu. Diese Eigenschaften regen Pferde zu intensiverem Kauen an, was die Backenzähne gleichmäßig abnutzt und die Bildung von scharfen Kanten oder Haken minimiert. Heu allein hat aufgrund seines oft homogenen Charakters nicht denselben abrasiven Effekt. In freier Wildbahn nehmen Pferde beim Fressen von Gras oft Sand und kleine Steinchen auf, die als natürliche Schleifmittel wirken. Diese Partikel tragen zur Abnutzung der Zahnoberflächen bei und verhindern eine Überwucherung der Zähne.
Das ständige Senken und Heben des Kopfes beim Fressen stärkt die Hals- und Rückenmuskulatur deines Pferdes auf sanfte Weise. Diese natürliche Bewegung aktiviert nicht nur die Rückenmuskeln, sondern fördert auch die Stabilität der Wirbelsäule. Pferde, die oft in einer natürlichen Körperhaltung grasen, entwickeln eine stabile Rumpf- und Nackenmuskulatur, was langfristig die Belastung des Bewegungsapparats senkt und Verletzungen vorbeugt.
Der Wechsel zwischen Grasen, Gehen und gelegentlichem Traben und Galoppieren von einer Futterstelle zur nächsten ahmt das natürliche Verhalten der Pferde in freier Wildbahn nach. Besonders ältere Pferde oder solche, die zu Steifheit neigen, profitieren enorm von der Abwechslung, die das natürliche Grasen bietet.
Comments